Elben
Am Anfang der Zeit, lange bevor Gut und Böse in Mittelerde Einzug hielten, als einzig wilde Tiere und alte Bäume die Wälder und Täler bewohnten,
erwachten die Quendi, "die Sprechenden", aus tiefem Schlaf und blickten staunend am See von Cuivién, dem "Wasser des Erwachens", zum Sternenzelt hinauf. Sie waren die Erstgeborenen, die Ältesten Kinder von Liúvatar - die unsterblichen Elben.
Ihr Haar war wie gesponnenes Gold oder gewebtes Silber, aus ihren Augen strahlte das Sternenlicht, ihre Stimmen klangen schön und zart wie Wasser, und unter allen Künsten glänzten sie am meisten in Sprache, Gesang und Poesie.
Niemand weiß, wie lange sie durch die Wälder streiften, das Leben verstehen versuchten und miteinander und mit allem ob Tier, Pflanze oder Stein - redeten, als die Valar sie in ihre Heimstatt riefen, zu den Unsterblichen Landen jenseits der See des Westens, "Elbenheim" genannt. Sie wollten dieses schöne Volk als Gefährten und wünschten, sie sollten im unvergänglichen Licht der heiligen Bäume Valinor leben.
Aber nicht alle Elben wollten Mittelerde verlasse, und so worden sie zum ersten Mal geteilt. Während eine große Anzahl nach Westen zog, blieben andere zurück. Sie verstanden sich auf Natur und wurden Waldelben oder Avari genannt, was "Die Widerstrebenden" heißt. Ihre Liebe galt den Wäldern im Osten von Mittelerde, doch ihr Land wurde später von dunklen Mächten und bösen Wesen bevölkert, sodass sie sich verstecken mussten und dahinschwanden. Sie bauten niemals Städte und hatten keine Könige, und einige folgten vielen Zeitaltern später ihren Verwandten, die nach Westen gezogen waren.
Die Westelben, die dem Ruf der Valar gefolgt waren und lange vor dem Aufgang von Sonne und Mond ins "sternenbeschienene" Beleriand zogen,
wurden Eldar genannt, das "Volk der Sterne". Sie gliederten sich in drei Sippen - die Vanyar mit Ingwe als König, die Noldor mit Finwe als Herrscher und die Teleri, die von Elwe Singollo regiert wurden. Ihre Sippennamen bedeuten "Die Hellen", "die Weisen" und "die Letzten", weil Vanya blond waren, die Noldor tüchtige gelehrte und die Teleri als zahlenmäßig größte Gruppe auf ihrer Reise am langsamsten vorankamen. Viele von ihnen kehrten um, aber die meisten Eldar drängten nach Westen und erreichten das große Meer.
Von denen, die umkehrten, waren die Nandor die ersten. Ihr Name bedeutet "sich abwenden". Bei einer Rast am Großen Fluss Anduin erblickte die Schar der Westelben das Nebelgebirge, und ein Anführer der Telerisippe namens Lenwe führte seine Leute denen eine Überquerung zu gewagt erschien, am großen Fluss entlang nach Süden. Sie wurden ein wanderndes Waldvolk und hervorragende Jäger und lebten länger als zwei Zeitalter der Sterne in den Tälern des Großen Flusses. Als jedoch immer mehr durch streunende Orks, Steintrolle und böse Wölfe starben, nahmen sie den Marsch nach Westen wieder auf.
Sie hatten von der Macht der Grauelben oder Sindar gehört, die von Elwe Singoll, dem einstigen König aller Teleri, angeführt wurden. Also zogen sie über die Blauen Berge, gelangten nach Beleriand und schlossen sich den Sindar an. Statt Nandor Hießen sie nun Grünelben, weil sie sich in grüne Kleidung hüllten, aus Liebe zu den Wäldern und zum Schutz vor Feinden, oder Laiquendi, weil sie schöner singen konnten als jede Nachtigall. So lebte sie im Zeitalter vor der Ankunft der Sonne glücklich im waldreichen Gebiet von Ossiriand, dem Land der sieben Flüsse.
Der größte Teil der Westelben hatte allerdings die Küste von Beleriand erreicht und war mit Hilfe einer Flotte, die ihnen der Herr der Meere Schickte, in die Unsterblichen Lande weitergezogen.
Dort lebten sie jetzt im Licht zweier Bäume, die Weisheit und Macht verliehen. Ihre Lehrer waren die Valar und die Maiar, von denen sie viele Künste lernten. Es herrschte Frieden, denn das Böse in Form des abtrünnigen Maia Melkor war angekettet.
Das war die Zeit, zu der in Mittelerde die Grauelben das größte Volk in den Sterblichen Landen wurden. Ihnen gehörte ganz Beleriand. Sie hatten es aufgegeben in da verheißene Land zu ziehen, weil das Zwielicht, die Dämmerung unter den Sternen, sie glücklich machte. Sie stießen auf einen weiteren kleinen Rest der Teleri, der nicht übers Meer gegangen war, Falathrim (Küstenbewohner") genannt, der die Sindar willkommen hieß. Ihr Herrscher Círdan schwor dem König der Grauelben ewige treue. Zusammen mit den Grünelben und Laiquendi entwickelten sie im Laufe der Zeit eine neue Sprache, in der der König nicht mehr Elwe Singollo hieß, sonder Elu Thingol oder König Graumantel. Sie begegneten den Zwergen der Blauen Berge, mit denen sie die mächtige Stadt Menegroth oder "Tausend Grtotten" erbauten. Sie glich einem Wald voll goldener Laternen, und in den Silberbrunnen lachte das kristallklare Wasser. Das Reich der Grauelben war ein Zauberkönigreich von unermesslicher Pracht.
Nie wieder sollten in Mittelerde und den Unsterblichen Landen so herrliche Zeiten herrschen. Die Eldar und Valar glaubten, auch Melkors böser Schöpferwille sei bei dieser Pracht und Glückseligkeit geschwunden, und ließen den abtrünnigen Maia frei. Aber der Schurke verbündete sich mit der Riesenspinne Ungoliant und vernichtete die Bäume der Valar, sodass für immer das Licht in den Unsterblichen Laden erlosch. Und in der Langen Nacht Stahl er das größte Kunstwerk, das jemals auf Arda entstanden war, die Silmaril, drei Juwelen wie Diamanten, die das Licht der Bäume der Valar einfingen.
Feanor, der Schöpfer der Silmaril und Fürst der Noldor, verfolgte Melkor, dem sie den Namen Morgoth gaben: "Dunkler Feind der Welt!. Seine Sippe kaperte die Schwanenschiffe der Teleri von Alqualonde und erschlug die Elbenbrüder in ihrem rasenden Zorn. Sie brachten den Krieg von Beleriand, der erst endete, als die Valar und viele Eldar aus den Unsterblichen Landen kamen und Morgoth für immer zu vernichten. Dabei wurde auch Beleriand zerstört, und alle großen Königreiche des Landes verschwanden - nur ein kleiner Teil von Ossiriand namens Lindon überlebte die Katastrophe.
Die meisten Eldar, die den Krieg des Zorns überlebt hatten gingen nach "Elbenheim" zurück, und die zweitgeborenen Menschen
suchten ihr Heil auf einer Insel namens Númenor in der Mitte des großen Meeres Belegaer, auf der halben Höhe zu den Gesegneten Küsten. Keiner der Eldar kehrte jemals zurück, um vom weiteren Geschick dieses Landes zu berichten.
Aber in Mittelerde erstarkte ein neues reich der Elben, nämlich Lindon unter der Führung des Letzten aller Hochkönige der Eldar, Gil-galad. Hier lebten jene, die es nicht in die Unsterblichen lande zurückzog, weil ihr Schicksal ihnen noch nicht erfüllt zu sein schien, bis zum Ende des Zweiten Zeitalters in Frieden und wachsenden Wohlstand. Schließlich wanderten einige der Noldor und Sindarin nach Osten aus und errichteten gemeinsam mit den Waldelben neue Königreiche, Thanduil herrschte über den großen Grünwald, das Paar Celeborn und Galadriel über den Goldenen Wald Lothlórien. Die größte Kolonie der Eldar bildete allerdings Eeregion, von den Menschen Hulsten genannt. Hierhin gingen viele große Edelleute der Noldor, die sich später den Namen Waith-i-Mirdain gaben, besser bekannt als Volk der Elbenschmiede.
Eregion sollte Schicksalsgebend für die Zukunft Mittelerdes werden. In dieses Land kam nämlich der verkleidete Sauron, Morgoths höchster Diener, und ließ von den Elbenschmieden die Ringe der Macht anfertigen. Ihretwegen entbrannte eine Schlacht bei der Eregion zerstört wurde. Sie Elben flohen nach Imladris, das im Dritten Zeitalter Bruchtal hieß, denn solange Sauron den Herrscherring hatte, konnten sie seine Macht nicht brechen. Da kamen die Númenórer in ihren Schiffen, nahmen den Dunklen feind gefangen und brachten ihn auf ihre Insel. Aber wie weiland Melkor die Valar und Eldar getäuscht hatte, so trieb jetzt Sauron sein Intrigenspiel mit den Númenórern. Sie erhoben sich gegen die Valar und wurden zur Vergeltung vom großen Meer verschlungen - nur Wenige überlebten.
Sauron kehrte in sein Königreich Mordor zurück und suchte Mittelerde weiter nach den drei Elbenringen ab. Um seinen bösen Machenschaften ein Ende zu setzen, schlossen Elben und Menschen das letzte Bündnis und besiegten Sauron. Gil-galad, der letzte König der Elben in Mittelerde, starb dabei, und abermals gingen viele von ihnen auf die Große Reise übers Meer.
Die Elben, die in Mittelerde blieben, führten nur noch ein Schattendasein. Lindon hielt sich von allem Hader fern, und im Osten der Blauen Berge wurden Lothlórien, Bruchtal und Grünwald, das später Düsterwald hieß, von den Eldar regiert - versteckte Gegenden fern der Menschenwelt. Im Ringkrieg kämpften die Elben wieder, bis der abscheuliche Sauron abermals besiegt war, diesmal endgültig. Aber als sein Herrscherring zerstört wurde, verblasste auch die Macht der Eldar. Ihr Schicksal hatte sich erfüllt und sie begaben sich mit den letzten weißen Schiffen, das der angesehene Círdan von den Grauen Anfurten baute, auf den geraden Weg in die Unsterblichen Lande.

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