Ents



Am Anfang aller Zeit, fern in den Ältesten tagen, noch bevor die Elben die weiten Wälder durchstreiften, entstanden die Ents. Sie waren halb Mensch, halb Baum, über viele Meter hoch und kamen aus den Gedanken Yvannas, der Königin der Erde, der sie als Hirten und Wächter dienten. Weil sie jeweils aus bestimmten Bäumen entstanden waren, sah jeder Ent anders aus - Höhe, umfang und Farbe unterschieden sich, ihre Rinde war verschieden dick und fest, und die Zahl der knorrigen Zehen und Finger schwankte zwischen drei und neun.
Die Elbengeschichten erzählen, dass sie in den Großen Wäldern von Arda gemeinsam mit den Elben erwachten, als Varda, die Herrin der Gestirne, die Sterne entfachte. Damals konnten sie noch nicht sprechen, aber sie lernten diese Kunst von den Elben und waren fortan begierig, so viele Sprachen wie möglich zu lernen, sogar die zirpende Sprache der Menschen, Am meisten liebten sie aber ihre eigene Sprache, die sie selbst erfunden hatten und die außer ihnen nie jemand meisterte. Sie rollten tief und voll wie Donner, denn für die Ents verging die Zeit sehr langsam, und so formten sie ihre Gedanken in ganz uneiligen Denken, das wie das zeitlose Dröhnen der Woge an einer einsamen Küste klang.
Der Herrscher der Ents war Fangorn, in der Gemeinsamen Sprache Baumbart genannt. Er war riesig und uralt, sein rauer Stamm wie Eiche oder Buche, doch seine Astarme waren glatt und die Hände langfingrig. Sein fast halsloser Kopf saß auf einem hohen und dicken Körper. Seine großen braunen Augen mit dem klugen Blick schimmerte in einem grünen Licht, und der zottige graue art war wie eine Matte Zweigen und Moos. Obwohl er aus dem Holz der Bäume bestand, bewegte er sich sehr flink auf steifen Beinen, die wie lebende Wurzeln aussahen.
Die Ents versammelten sich gelegentlich zu gemeinsamen Beratungen, den Entthings, aber für gewöhnlich blieben sie in den Wäldern für sich. Enthäuser nannten sie ihr Zuhause, bei denen es sich oft um Höhlen in den Bergen handelte, durchströmt von frischen Quellen und umgeben von schönen Bäumen. Dort nahmen sie den Enttrunk ein, eine grün und golden schimmernde Flüssigkeit, die sie in großen Steinkrügen verwahrten. In den Enthäusern schliefen sie auch, erfrischten sich aber gern, indem sie sich nachts unter die kristallene Kühle eines Wasserfalls stellten.
Die Ents waren beinahe unsterblich, und die vielen Völker der Erde um sie herum welkten und vergingen, ohne ihre Größe zu beeinträchtigen. Nur wenn die bösen Orks mit ihren Waffen aus Stahl kamen, wurden sie zornig, und forderten etwas ihren Zorn heraus, so waren die Ents schrecklich und konnten mit bloßen Händen Steine und Stahl zermalmen. Auch die Zwerge verabscheuten sie sehr, denn sie waren Axtträger und schlugen auf Holz ein. Angeblich wurden im ersten Zeitalter die Zwergenkrieger von Nogrod, als sie gerade die Zitadelle Menegoth geplündert hatten, von den Ents gefangen und ausgelöscht, aber im Grunde waren die Baumhirten ein sanftes und weises Volk. Sie liebten alle Olvar, wie die wachsenden Dinge mit Wurzeln in der Erde genannt wurden, und beschützten sie vor Schaden.
In den Zeitaltern der Sterne gab es männliche und weibliche Ents, doch als die Sonne am Himmel erschien, verliebten sich die Entfrauen ins offene Land, wo sie kleine Olvar pflegen konnten - Obstgärten, Sträucher, Blumen und Gräser -, während die Entmänner nur hohe Waldbäume liebten. Sie begegneten den Menschen und lehrten sie die Kunst, die Früchte der Erde zu pflegen. Aber noch vor dem Zweiten Zeitalter der Sonne wurden ihre Gärten zerstört, und die Entfrauen zogen weiter - auch Baumbarts Gemahlin Fimbrethil, Weidenast die Leichtfüßige genannt. Keine Geschichte erzählt von ihrem Schicksal. Vielleicht zogen die Entfrauen nach Süden oder Osten, aber wohin sie auch gingen, die Männer wussten es nicht und wanderten auf der Suche nach ihnen viele Jahre umher.
Obwohl die Baumhirten nicht auf menschliche Weise sterben konnten, verschwanden sie doch allmählich vom Angesicht der erde. Sie waren nie sehr zahlreich gewesen, kamen durch Äxte und Feuer um, und nach dem Verschwinden der Entfrauen gab es keinen Nachwuchs mehr. Im Dritten Zeitalter waren auch die großen Wälder von Eriador, in denen viele gelebt hatten, abgeholzt oder niedergebrannt, sodass außer Baumbarts Entwald nur noch der Alte Wald blieb. Er bildete den Rest eines Urwalds, der sich ein über riesige Gebirge von Mittelerde erstreckte, und war außerdem die Heimat einer weiteren pflanzlichen Rasse neben den Ents und den Bäumen - den Huorns.
Die Huorns waren "entisch" gewordene Bäume der "baumisch" gewordene Ents, die meist finster in den Wäldern standen, knorrig und unbewegt. Ihr Zorn war noch leichter zu entfachen und viel heftiger als jener der Ents. Einige waren sogar rachsüchtig und böse. Flink bewegten sie sich auf ihren Wurzeln dahin und fielen unbarmherzig über Feinde her. Einer der Huorns, derAlte Weidenmann, wohnte an den Ufern des Flusses Weidenwinde. Er wollte verhindern, dass sein reich weiter eingeengt wurde und wob durch die Kraft des Gesanges einen Zauber um den Wald, der Reisende anlockte, die er dann mit seinen geschmeidigen Ästen umschlang.
Am ende des dritten Zeitalters gehörte Baumbart zu den drei ältesten Ents, die seit dem Erwachen der Baumhirten auf der erde wandelten. Außer ihm gab es noch Finglas, was "Lockenblatt? Bedeutet, und Fladrif, das heißt "Borkenhaut". Aber Finglas war in sich selbst versunken und "baumisch" geworden, sodass ihn kaum noch etwas von den Bäumen ringsum unterschied, und Fladrif hatte allein gegen die Orks gekämpft, die seine Buchenwälder erobert und viele junge Ents erschlagen hatten. Die Äxte der Feinde hatten ihn schwer verwundet, er war geflohen und lebte seitdem allein an hohen Berghängen.
Zur Zeit des Ringkrieges war von den ältesten nur noch Baumbart aktiv, und unter den verbliebenen Ents herrschte Unzufriedenheit, denn die Diener Sarumans aus dem benachbarten Isengart ließen sie nicht in Ruhe. Als die Gefahr durch den Zauberer immer größer wurde, machten sie sich mit den Huorns auf den langen Marsch. Sarumans Festung wurde eingenommen du die Macht des Zauberers gebrachen. Wie ein riesiger Wald zogen sie nun gemeinsam in die Schlacht an der Hornburg, um auch dort Sarumans Orheere zu vernichten. Nach dem Ringkrieg lebten sie wieder friedlich im Entwald, aber ihre Rasse siechte weiter dahin, sodass die Ents im vierten Zeitalter schließlich ausstarben. (Anmerkung: Bei uns gibt es noch einige, allerdings werden wir ihr langsames Verschwinden leider nicht aufhalten können!)


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