Ringgeister
Sie trugen weite schwarze Kapuzenmäntel, Kettenhemden und Silberhelme, aber darunter die grauen Gewänder der Toten. Wer ihnen
ins Gesicht sah, fuhr entsetzt zurück, denn nichts schien Helm und Kapuze zu halten. Manchmal glühten dort, wo das Gesicht hätte sein sollen, zwei hypnotische Augen, die bei Wut oder unter Aufbietung starken Willens rote Höllenflammen spieen. Nie winkten sie jemanden ohne Zauber herbei, und der Fluch ihres schwarzen Atems war wie eine Pest der Verzweiflung. Sterbliche konnten sie nicht berühren, Waffen ihnen keinen Schaden zufügen, es sei denn, sie waren von einem Elbenbaum gesegnet. Es war zweifelhaft, ob sie unter ihren schwarzen Mänteln überhaupt so etwas wie Körper hatten. Muskeln und Sehnen müssen jedoch vorhanden gewesen sein, denn sie konnten Waffen handhaben: Schwerter aus Stahl und Flammen, schwarze Keulen und Dolche mit vergifteten Zauberklingen.
Es heißt, dass die Nazgûl, wie sie in der schwarzen Sprache des Abscheulichen genannt wurden, früher einmal mächtige Könige und Zauberer unter den Menschen waren. Ihr Anführer, größer als die anderen, war der schwarze Heermeister. Der Zweite im rang heiß Khamûl und wurde auch der schwarze Ostling der Schatten des Ostens genannt. Er soll derjenige gewesen sein, der in Hobbingen nach einem gewissen Beutlin fragte. Die von ihnen waren angeblich Fürsten aus númenorischen Geschlechtern. Alle neun hatten sie von Saruman einen ring der Macht erhalten, den sie während vieler Jahrhunderte benutzten, um sich ihre Wünsche zu erfüllen. Durch ihn lebten sie sehr viel länger als jeder Sterbliche, aber ihre Gestalten schwanden dahin, sodass der Eine Ring sie schließlich ganz beherrschte.
Im Jahre 2250 des Zweiten Zeitalters tauchten die Nazgûl auf dem Antlitz
Ardas auf und streiften ein Jahrhundert lang auf ihren schwarzen Pferden durch die Lande. Sie erschienen in jedem Krieg, den Sauron führte, und wurden, als das Letzte Bündnis der Elben und Menschen Sauron vertrieb, mit ihm in die Schatten geworfen. Aber als der abscheuliche wieder zum Leben erwachte, waren auch die Nazgûl wieder da. Ihr Anführer schwang sich zum Herrscher über ei Land namens Angmar auf und führte dort als Hexenkönig sechshundert Jahre lang Krieg gegen die Dúnedain. Die anderen acht Nazgûl blieben bis zum Jahre 1640 im Osten und drangen dann heimlich nach Mordor ein, um das Land auf Saurons Rückkehr vorzubereiten, während Sauron im Dunklen Turm Dol Guldur im Düsterwald residierte. Im Jahre 1974 überrannten die Nazgûl mit ihren Orkheeren aus Mordor das reich Arnor und die Stadt Fornost. Zwar wurden sie schon im nächsten Jahr von den Elbenherrschern Cídan und Glorfindel sowie Earnur, dem König von Gondor, besiegt, aber Arnor war vernichtet. Der Hexenkönig verwüstete noch rasch Eriador, die Gegend zwischen dem Nebelgebirge im Osten und den Blauen Bergen im westen und kehrte dann nach Mordor zurück.
Im Jahre 2000 des Dritten Zeitalters kamen die Nazgûl wieder. Sie erschienen vor den Toren von Minas Ithil, einer der schönsten Städte des Südkönigreichs, die sei zwei Jahren später einnahmen. Der Hexenkönig von Angmar nannte sich jetzt Morgul und trug eine Krone aus Stahl. Er ließ die Stadt in Minas Morgul umbenennen und dann Eanur erschlagen, den letzten König aus Anárions Geschlecht. Dann zogen sich die Nazgûl wider nach Mordor zurück und trafen weitere Vorbereitungen für Saurons Rückkehr.
Erst nach einem Jahrtausend, im Jahre 2951, verließ Sauron der Dunkelherr den Düsterwald und begab sich nach Mordor. Es heißt, er
habe so lange gewartet, um herauszufinden, ob nicht jemand den Einen Ring besaß, der ihn vernichten konnte. Selbst die weisesten Männer ahnten nicht, dass er die Rachegeister von Morgul befehligte und dass sie die Nazgûl aus dem Zweiten Zeitalter waren. Er schickte drei von ihnen als Statthalter nach Dol Gundur. Sie blieben dort bis zum Jahre 3018, als ihm zu Ohren kam, wo der Ring versteckt war.
So groß war seinen Gier, als er vom verblei des Ringes erfuhr, dass er sogleich alle neun Nazgûl, die damals als schwarze Reiter bekannt waren, ins Auenland schickte. Sie sollten nach dem kostbaren Gebilde suchen und fanden Frodo. Ihr Anführer verwundete ihn zwar auf der wetterspitze, doch der Hobbit entkam und die Pferde der Nazgûl wurden in der Bruinen-Furt vernichtet. Und während der Ring seinen Weg zum Schicksalsberg nahm, erklommen die Nazgûl in Mordor riesige geflügelte Ungeheuer, durchsuchten das Land nah Flüchtlingen und trugen die Botschaften ihres Herrn rascher als jeder Vogel durch Mittelerde.
Es kam zu Entscheidung bei Minas Tirith, dem früheren Minas Arnor, der Hauptstadt des
südlichen Königreiches. Unmittelbar vor ihren Toren, auf den Pelennor-Feldern, ereilten den Herrn von morgul, der von Menschenhand nicht getötet werden konnte, sein ende durch die Schildmaid Éowyn von Rohan und den Hobbit-Krieger Meriadoc Brandybock. Entsetzt schwangen sich die vier Nazgûl, die das Heer auf ihren geflügelten Untieren begleitet hatten, wieder in die Lüfte und warfen tiefe Schatten auf ei letzte Armee von Gondor, die gen Mordor zog. Aber an der folgenden schlacht nahmen sie nicht teil, denn als die armeen am scharzen tor aufeinander prallten, befahl Sauron den Nazgûl, sofort zum Orodruin zu eilen. Am Feuerberg, der auch Schicksalsberg oder Berg des Unheils genannt wurde, stand der Hobbit Frodo mit dem Herrscherring. Flink wie der Nordwind sausten sie dahin, doch es nutzte nichts, der Ring fiel in die glühende Lava und wurde zerstört. Das Schwarze Tor brach ein, der Dunkle Turm Bara-dûr stürzte in sich zusammen, und die aufgischtende Glut des Vulkans vernichtete die Nazgûl, bevor sie fliehen konnten - entgültig.
Die Macht von Sauron steckte in den Nazgûl, und durch ihn standen und fielen sie. Jeder von ihnen war völlig dem Einen Ring dienstbar, der ihn versklavte. Sie besaßen große Macht und flößten Entsetzen ein, wurden als Boten und Kundschafter eingesetzt und um Saurons Armeen zu führen und seine Feinde einzuschüchtern. Wie bei anderen, die durch den ring verdorben waren, blieben sie für normale Augen unsichtbar, und nur ihre schwarze Kleidung war zu sehen. Sie waren nachts und an verlassenen Orten am stärksten, dann konnte sich ihre gemeinsame macht fast mit der des Zauberers Gandalf messen, und jede Klinge, die sie berührten, schmalz dahin.
Aber die Nazgûl hatten auch schwächen: Waffen mit speziellen Bannsprüchen konnten sie verletzen, der Schrecken, der sie umgab, war so groß, dass ihr Auftauchen bald bemerkt und ihr Auftrag erraten werden konnte. Außerdem zeigten sie scheu vor wasser und wagten sich nur im Notfall hinein. Sie fürchteten auch Feuer und den Namen Elbereth, schraken also vor der Anrufung der Göttin Varda zurück, die das Licht schenkt. Sie sahen die Welt des Lichtes nicht so wie der Mensch - seine gestalt warf in ihrem Geist Schatten, die die Mittagssonne zerstörte, aber bei Dunkelheit nahmen sie viele Zeichen und Formen wahr, die uns verborgen bleiben: dann waren sie am meisten zu fürchten. Und stets witterten sie das Blut von lebenden Wesen, begehrten und hassten es. (Anmerkung: JAA!! ES GIBT SIE BEI UNS NOCH! Gg)

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