Zwerge
Auf Arda herrschte noch Finsternis, als der Weltenschmied Aule, Herr über alle Stoffe,
die aus der Erde kamen, zusammen mit anderen Valar Länder und Gebirge erbaute. Er konnte es kaum erwarten, bit Ilúvatar seine Kinder erwachen ließ, die Elben und Menschen. Als Melkor sich für das Böse aussprach, weil es seiner Meinung nach ein Bestandteil der Schöpfung sei, sah der Schmied jedoch schwierige Zeiten voraus. Er formte in einer großen Halle unter den Bergen sieben kleine Gestalten, die er von den anderen versteckt hielt.
Ilúvatar, auch "der eine" und Vater des Alls" genannt, wusste von Aules Tun. Er wusste außerdem, dass Aule ohne Bosheit gehandelt hatte., zumal seine kleinen Wesen nach einer Zeitspanne von etwa zweieinhalb Jahrhunderten wieder zu dem Stein wurden, aus dem sie geschaffen waren, und so erklärte er nachträglich sein Einverständnis. Er wollte allerdings nicht erlauben, dass diese Zwerge vor seinen auserwählten Kindern, den Elben, die er die Erstgebornen nannte, die Welt bevölkerten. Also nahm Aule seinen Schöpfung und legte sie, obwohl sie ganz fertig waren, tief unter die Steine. So schliefen die sieben Zwerge viele Zeitalter lang, bis endlich die Sterne angezündet wurden und die Elben in Cuivénen erwachten. Dann regten auch sie sich, brachen ihre Steinkammern auf und hoben den Blick voll Staunen zu den funkelnden Sternen am Firmament.
Jeder dieser Zwerge, die später die Sieben Väter genannt wurden, errichteten
unter den Bergen Mittelerdes ein großes steinernes Haus, doch die Elben kannten lediglich drei, nämlich die reiche Belegost und Nordor in den Blauen Bergen und Khazad-dûm im Nebelgebirge. In ihrer Sprache Khuzdul waren sie die Khazâd, ein Name, den der Schmied ihnen gab, dem sie von ganzen Herzen dafür dankbar waren, dass er ihnen Gestalt verliehen hatte, doch es war eine gemeinsame Sprache, die sie gegenüber anderen eifersüchtig hüteten.
Äußerlich waren die Zwerge wenig schöne Leute und gar nicht anmutig, aber ihre Hallen waren mit strahlenden Bannern, Rüstungen, edelsten geschmückten Waffen und Wandbehängen verziert. Die Steren schienen herab auf große Lichtbrunnen, bezaubernde Teiche und silberne Fontänen. Wendeltreppen und geschwungene Straßen führten zu hohen, hellen Türmen hinauf. Kristalllampen beleuchteten Marmorwände und schimmernde Adern vielfarbiger Erze, kostbare Rohstoffe, die sie benutzten, um Waffen und Werkzeuge aus stahl herzustellen - für Elben von Beleriand ein wahrer Segen.
Im ersten Zeitalter der Sonne kam es zum Juwelenkrieg, den die Zwerge an der Seite der Elben bestritten, um Morgoth niederzustrecken. Als Volk von Schmieden an großer Hitze gewöhnt und entsprechend gewappnet, konnten sie allein dem Sengenden Drachenfeuer wiederstehen, aber am meisten tat sich König Azaghâl hervor, der Herrscher von Belegost. Er trieb sein Schwert in den Bauch Glaurungs, der mit seiner gesamten Brut vom Schlachtfeld floh. Aber als König Azaghâl dabei sein Leben ließ, wollten die Zwerge von Nogrod den Silmaril für sich und töteten dafür sogar ihren König Thingol. Erst die Lanquendi konnten sie an der Furt von Gelion stellen und ihnen die Juwelen wieder abnehmen. Die Zwerge, die entkamen, wurden von den Ents angegriffen und völlig vernichtet.
Im Krieg des Zorns wurden die Paläste von Nogrod und Belegost zerstört. Seitdem war nur noch von Khazad-dûm
die Rede, dem größten Zwergenreich in Mittelerde. Die Elben, die sich vor dem Westtor niederließen, wollten vor allem mit dem kostbaren Metall Mithril Handel treiben, auch Moria-Silber genannt. Als Sauron hier die Ringe der Macht schmieden ließ, hielten die Zwerge sich heraus. Währende der folgenden Kriege, die bis zum Ende des zweiten Zeitalters anhielten, konnte sich niemand der Eintritt in ihr Reich erzwingen.
Khazad-dûm war das Haus der Ersten Vaters namens König Durin, auch der Todlose genannt. Er überlebte bis ins Dritte Zeitalter der Sonne, voll Stolz und im Bewusstsein seines Reichtums. Doch 1980, während der Herrschaft von Durin VI., stießen die Zwerge bei ihrer Arbeit auf einen schlummernden Dämon, einen Balrog aus früheren Zeiten, der den König und seinen Sohn Náin erschlug und die Zwerge für immer aus Moria vertrieb.
Jetzt war Durins Volk heimatlos, bis Náins Sohn Thráin im Jahr 1999 in Erebor das Königreich unter dem Berg gründete, das Moria durch den ständigen Abbau kostbarer Metalle neuen Wohlstand brachte. Elf Jahre später ging dessen Sohn Thorin ins Graue Gebirge und sammelte mit seinem Ring der Macht die verstreuten Zwerge von Moria um sich. Er wurde als König anerkannt, und nach ihm regierten sein Sohn Gróin, dann Oin und NáinII. Ihr Wohlstand mehrte sich, und als das Graue Gebirge wegen des Zwergengoldes berühmt wurde, kamen viele Kaltdrachen aus der Nordwüste, die aus reiner Habsucht die Zwerge aus dem Grauen Gebirge vertrieben. So führte Thrór, der Erbe von Dáin I., einen Teil der Überlebenden im Jahr 2590 wieder ins Königreich unter dem Berg in Eredor zurück, während sein Bruder Grór noch im gleichen Jahr die Übrigen zu den Eisenbergen führte. Wieder ging es ihnen eine Weile sehr gut, denn es herrschte reichlich Handel zwischen den Zwergen, den Menschen von Thal und den Elben des Düsterwaldes.
Für Durins Volk dauerte der Frieden jedoch nicht lange, denn im Jahr2770 kam der
größte Drache des Dritten Zeitalters, der Feuerdrache Smaug der Goldene, nach Erebor, plünderte Thal und vertrieb die Zwerge aus den Bergen. Niemand konnte vor diesem riesigen Drachen bestehen, der zwei Jahrhunderte lang als Herr des Einsamen Berges dort blieb.
Einige Zwerge zogen sich in die Kolonie in den Eisenbergen zurück, wo sie Obdach fanden, andere folgten ihrem alten König Thrór, seinem Sohn Thráin II. und seinem Enkel Thorin II. auf eine unstete Wanderschaft. Während dieser Zeit schlugen die Orks von Moria Thrór den Kopf ab und schickten ihn an sein Volk zurück. Das war zu viel Schmach - alle Zwergenhäuser taten sich zusammen und führten einen blutigen Krieg gegen die Orks, der sieben lange Jahre währte. In den ganzen Westerlanden forschte die Zwergenarmee jede Höhle aus und erschlug alle Orks, bis sie im Jahr 2799 das Osttor von Moria erreichten. Hier kam es zur Schlacht von Azanulbiza, bei der die Orks des Nordens von den Zwergen fast völlig ausgerottet wurden. Aber die Zwerge konnten sich ihres Sieges nicht recht freuen, denn die Hälfte ihrer Krieger fand ebenfalls den Tod.
Traurig kehrten sie in ihr Königreich zurück. Grórs Enkel Dáin Eisenfuß übernahm die Herrschaft in den Eisenbergen, während Thráin II. mit seinem Sohn Thorin II., jetzt Eichenschild genannt, nach Westen in die Blauen Berge zog, um dort ein bescheidenes Königreich zu errichten. Aber sein Vater Thráin II. lebte nicht mehr lange. Er wurde unweit des Süsterwaldes gefangen und in Dol Guldur in ein Verlies geworfen. So gelangte der letzte Ring der Macht, den Thráin II. von seinen Vorfahren erhalten hatte, in den Besitz Saurons.
Thorin Eichenschild wusste nichts vom schrecklichen Schicksal seines Vaters, den der Dunkle Herrscher zu Tode
folterte, während er in den Blauen Bergen residierte. Seine Hallen wurden immer größer, weil immer mehr Zwerge ihre neue Heimat aufsuchten, doch er war unglücklich und wünschte sich, nach Erebor zum Königreich unter dem Berg zurückzukehren, das einst seinem Großvater gehört hatte. So wandte er sich im Jahr 2941 mit einem kühnen Plan an den Zauberer Gandalf. Er wollte in Begleitung des Zauberers und des Hobbits Bilbo Beutlin, der davon im Roten Buch der Westermark berichtete, sein Königreich zurückerobern. In ihrer Begleitung waren auch zwölf Zwerge. Fili, Kili, Dori Ori, Nori, Oin Glóin, Balin, Dwalin, Bifur, Bofur und Bombur - und sie sollten als größte Helden ihrer Zeit in die Geschichte von Mittelerde eingehen, denn sie erreichten ihr Ziel, Der Drache Smaug wurde erschlagen, und Thorin ergriff von seinem alten Königreich Besitz. Leider hatte er nicht mehr lange Freude daran der an seinem legendären Ruf. Wenig später fand die Schlacht der Fünf Heere statt, bei der Orks, Wölfe und Vampire gegen Zwerge, Elben, Menschen und Adler kämpften. Zwar wurden die Orks mit ihren Verbündeten geschlagen, aber Thorin Eichenschild verlor sein Leben.
Zum Glück war das nicht das Ende der Linie Durins, denn Dâin Eisenfuß war mit fünfhundert Kriegern aus den Eisenbergen zur Schlacht der Fünf Heere gekommen. Ebenfalls ein Urenkel von Dáin I., wurde er Thorins rechtmäßiger Nachfolger und regierte ebenso weise bis zu den letzten Tagen des Ringkrieges, als er vor den Toren des Königreiches unter den Einsamen Berg fiel. Sein Zwergenreich widerstand den Angriffen Saurons Söldnern, und Dáins Erbe Thorin III., auch Thorin Steinhelm genannt, regierte drt lange und erfolgreich bis weit ins Vierte Zeitalter der Sonne hinein.
Das Königreich unter dem Beg war allerdings nicht das einzige, das Durins Volk im Vierten Zeitalter eine Heimat bot. Unter jenen, die für die Suche nach dem Herrscherring auserwählt worden waren, befand sich ein Bruder Dáins I. namens Gimli, Sohn des Glóin. Das Lied seiner Axt war ein Schrecken für seine Feinde - in den schlachten an der Hornburg ebenso wie auf den Pelennor-feldern und vor dem Schwarzen Tor. Als der Ringkrieg zu Ende war, führte Gimli viele Zwerge aus dem Königreich unter dem Berg heraus und brachte sie zu den wunderbaren Tropfsteinhöhlen bei Helms Klamm. Mehr als ein Jahrhundert lang residierte er als Herr von Aglarond, des "Glänzenden Gewölbes", aber nach dem Tod von König Elessar überließ er anderen die Herrschaft und begab sich in das Reich seines alten Freundes Legolas des Elbenherrn von Ithilien. Hier, heißt es, habe Gimli ein Elbenschiff bestiegen und sei mit seinen Gefährten über das Große Meer für immer zu den Unsterblichen Landen gesegelt.
Die Zwerge von Mittelerde sind klein, stämmig und bärtig, leben unter der Erde. Können gut mit Sein und Metall umgehen, besitzen seltsame Fähigkeiten, sind habgierig und sehr langlebig. Sie tragen gern schwere Kapuzenmäntel, haben eine eigenen Sprache und Tradition, über die sie jedoch nicht verlauten lassen, und folgen ihrem eigenen Kalender. Im Kampf bevorzugen sie die Streitaxt. Zwergenheere traten stattliche Kettenpanzer und Helme von großer Kunstfertigkeit.

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